Roter Mohn by Alai

Roter Mohn by Alai

Autor:Alai [Alai]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Asien, Berge, China, Himalaya, Tibet
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Siebtes Kapitel

27

Schicksal und Liebe

Mit ihrer schönen Tochter im Schlepptau folgte Fürstin Rongong uns zu den Weideflächen.

Als sie eintrafen, hatte ich gerade einen Traum, einen besonders lauten Traum. Es war der Lärm von Blumen in der Nähe des Wassers, die zur vollen Blüte gelangen. Ein, zwei Mal wachte ich fast auf, als ich undeutlich Stimmen hörte: »Lass ihn schlafen. Als Sohn eines mächtigen Fürsten hat der Junge Herr ein anstrengendes Leben.«

Selbst ein mächtiger Fürst zu sein, ist noch anstrengender, dachte ich verschwommen.

Als ich ungefähr um Mitternacht einen Wind gehen hörte, fragte ich unsicher: »Stürmt es?«

»Nein, es ist das Wasser.«

»Es heißt, wenn man nachts das Wasser hört, wird es ein klarer Tag«, sagte ich.

»Das stimmt, der Junge Herr ist sehr klug«, hörte ich eine fremd klingende Stimme sagen.

In dieser Nacht schlief ich gut. Deshalb mochte ich am Morgen nach dem Aufwachen nicht sofort die Augen öffnen. Ich verliere morgens leicht die Orientierung, weiß nicht, wo ich bin. Wenn ich die Augen voreilig aufschlage, fegen die Strahlen der Morgensonne mein Gehirn leer wie einen Weinkrug, in dem nichts als ein Wohlklang steckt. Ich begann mich zu bewegen, suchte einen Körperteil nach dem anderen auf, kehrte zur Mitte zurück, näherte mich vorsichtig dem Gehirn und fragte: »Wo bin ich? Wer bin ich?«

Der Zweite Junge Herr von Fürst Maichi, der, der nicht ganz klar im Kopf ist.

In diesem Augenblick berührte mich eine stark duftende, vorsichtige Hand. »Ist der Junge Herr wach?«, wurde ich gefragt.

Ich antwortete ohne zu überlegen: »Ja.«

Da rief die Stimme laut: »Der Junge Herr ist aufgewacht!«

Ich spürte zwei, drei weitere betörend duftende Personen mich umringen, von denen eine mich Ehrfurcht gebietend anwies: »Wenn Sie wach sind, so öffnen Sie die Augen.«

Wenn ich die Augen öffne, muss ich normalerweise erst einmal irgendetwas bewegungslos fixieren, bevor mir klar wird, wo ich mich befinde. In der Vergangenheit wurde ich ein, zwei Mal abrupt geweckt und wusste anschließend den ganzen Tag nicht, an welchem Ort und in welcher Zeit ich mich befand. Auch jetzt schlug ich die Augen auf und kam nicht dazu, über die für mich entscheidende Frage meiner Stellung in der Welt nachzudenken, als die Leute um mich herum schon lachten und plapperten: »Sie sagen immer, der Sohn von Fürst Maichi sei ein Idiot, dabei weiß er sich sehr gut zu verstecken und das Leben zu genießen.«

Eine Hand rüttelte an meiner Schulter: »Steh auf, ich muss etwas mit dir besprechen.«

Bevor ich der Aufforderung nachkommen konnte, zerrten schon etliche Hände an mir herum. Ich sah mich inmitten einer Gruppe rufender und lachender Mädchen, ein splitternackter Mann, dessen Ding zwischen den Beinen stolz aufgerichtet war. Die Arme vieler Frauen streckten sich nach mir aus und waren im Nu dabei, mich anzukleiden. Nun wusste ich wirklich nicht mehr, wo ich war. Das Zelt war mir zwar vertraut, doch auf meinem Platz saß die Fürstin. Viele Hände schoben mich vor sie hin.

Ich fragte: »Wo bin ich?«

Sie lachte. Dann sagte sie nicht zu mir, sondern zu den Mägden, die mich zogen und schoben: »Wenn ich in der Frühe mit lauter Fremden um mich herum erwachte, wüsste ich auch nicht, wo ich bin.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.